Manhattan Love Affair - Eine verhaengnisvolle Liebesnacht [15.11.14] by Johanna Marthens

Manhattan Love Affair - Eine verhaengnisvolle Liebesnacht [15.11.14] by Johanna Marthens

Autor:Johanna Marthens [Marthens, Johanna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
veröffentlicht: 2014-10-14T22:00:00+00:00


CARTERS GEHEIMNIS

Nicht weit vom Park mit der Leiche des Polizisten befand sich Carters Wohnung. Ich lief in meinem neuen Look die Straße hinunter, immer auf der Hut und jeden Menschen misstrauisch musternd, der sich mir näherte.

Ich muss zugeben, es hatte mich viel Überwindung gekostet, meine Haare abzuschneiden. Es hatte Jahre gedauert, bis sie diese Länge erreicht hatten; es hing bis weit hinunter zum Rücken. Mein Haar war seidig schimmernd, weich und glatt gewesen, wie aus einer Werbeanzeige für Shampoo. Sam hatte es geliebt und gern darüber gestrichen.

Doch es musste verschwinden, wenn ich wenigstens eine Weile unerkannt herumlaufen wollte. Eine neue Frisur veränderte einen Menschen noch mehr als Kajal.

Es schien auch vorerst zu klappen. Ich blieb unentdeckt, bis ich den hellbraunen Bau erreichte, in dem sich Carters Apartment befand.

Vorsichtig sah ich mich um. Niemand achtete auf mich.

Ich klingelte. Ich hatte keine Ahnung, ob er zu Hause war. Heute, an einem Sonntag, würde er zwar nicht bei uns im Sender arbeiten, aber vielleicht anderen Vergnügungen nachgehen.

Er reagierte nicht.

Ich klingelte ein weiteres Mal, aber immer noch erfolgte keine Antwort.

Auch nach dem dritten Klingeln kam er nicht.

Ich wollte mich gerade abwenden, als sich die Tür doch noch öffnete. Ein älterer Mann in einer abgewetzten Jeans sah mich an. Er trug eine Lederjacke über einem Unterhemd. Sein Gesicht war frisch rasiert. Sehr frisch. Es klebte noch Rasierschaum unter der Lippe.

»Wollen Sie sich die Wohnung ansehen?«, fragte er. »Die Besichtigung ist eigentlich erst am Abend.«

»Nein, ich bin wegen Ihres Mieters im Dachgeschoss hier«, erwiderte ich. »Ist er da?«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, ist er nicht. Deshalb vermiete ich die Wohnung ja neu. Er ist vor ein paar Tagen ausgezogen.«

»Sie meinen sicherlich einen anderen Mieter«, widersprach ich. »Ich meine Carter.«

»Den meine ich auch«, nickte er. »Er hatte das Apartment nur für drei Monate möbliert gemietet, mit der Option auf eine wöchentliche Verlängerung. Aber offenbar wollte er die nicht. Die Zeit war rum und er ist weg.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie sollten sich die Wohnung ansehen, sie ist sehr schön.«

Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. Das konnte nicht sein! Carter hatte davon nichts erzählt. Er hatte immer davon gesprochen, wie gern er in Brooklyn lebte und dass er hier bleiben wollte. Er hatte behauptet, er möge Manhattan nicht und bevorzuge das hippere Brooklyn. Ich erinnerte mich noch zu gut an seinen Weinvorrat im Schlafzimmer und die defekte Klimaanlage in der Wohnküche.

Ich stieg mit dem alten Mann die Stufen hinauf ins Dachgeschoss. Er schloss auf und ließ mich hinein.

Ich musste schlucken. Die Wohnung war tatsächlich leer. Dort, wo vor ein paar Tagen noch Carters Rucksack gestanden hatte, befand sich ein leerer Fleck. Die Möbel waren dieselben geblieben, aber der Rest fehlte. Keine Weinflaschen im Schlafzimmer, sogar der teure Fernseher war verschwunden. Der Kleiderschrank war leer, das Bett nicht bezogen.

»Wissen Sie, wohin er gezogen ist?«, fragte ich heiser.

»Nein, tut mir leid. Ich stelle meinen Mietern nicht solche Fragen.«

»Und woher er kam?«

»Das weiß ich auch nicht. Wie gesagt, keine Fragen.«

Ich nickte. »Danke.«

»Kennen Sie jemanden, der einziehen will?« Er musterte mich: das billige T-Shirt, die einfachen Stoffhosen, die staubigen Gartenschuhe.



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